Die Nutzwertanalyse und ihr praktischer Ablauf: Deshalb solltest du sie verwenden

August 9, 2022
Lesezeit: 4 Minuten

Inhaltsverzeichnis

Bist du gerade auf der Suche nach dem passenden Standort für dein Business oder stehst vor unterschiedlichen Projektalternativen und weißt nicht genau, welche du wählen sollst? Immer dann, wenn mehrere Entscheidungen zur Auswahl stehen, ist die Nutzwertanalyse ein probates Mittel. Sie ist vor allem in Situationen besonders stark, in denen die Bewertung von Handlungsalternativen auf subjektiven Parametern beruht. Doch wie funktioniert die Nutzwertanalyse eigentlich im Detail?

Was genau ist die Nutzwertanalyse und wie funktioniert sie?

Die Nutzwertanalyse, auch Punktwertverfahren oder Scoring Model, ist ein Bewertungsverfahren, mit dessen Hilfe es gelingt, in komplexen Entscheidungssituationen die beste Handlungsalternative zu finden. Ziel der Methode ist dabei, das beste und sinnvollste Ergebnis zu erzielen, auch wenn sich Handlungsoptionen stark voneinander unterscheiden. 

Insbesondere dann, wenn eine Bewertung anhand konkreter Zahlen und Fakten kaum möglich ist, sondern subjektive Einflüsse zu den Kriterien zählen, und Vor- sowie Nachteile nicht einfach gegeneinander abgewogen werden können, ist die Nutzwertanalyse eine ideale Methode. Die zur Verfügung stehenden Kriterien werden dabei immer mit eingeschlossen.

So läuft die Nutzwertanalyse Schritt für Schritt ab 

Gerade zu Beginn kann die Erstellung einer Nutzwertanalyse eine ziemliche Herausforderung sein, denn es müssen mehrere Parameter ermittelt und miteinbezogen werden. Wer den Bogen allerdings erst einmal raus hat, wird schnell den Mehrwert erkennen, den die Methode bietet. Der Ablauf ist immer gleich und erfolgt in mehreren Schritten:

  • Ermittlung der Ausgangslage raus hatBewertungskriterien definieren
  • Gewichtung der Bewertungskriterien und Handlungsoptionen
  • Summieren und Auswerten der Nutzwertanalyse

Ermittlung der Ausgangslage 

Im ersten Schritt legst du fest, wofür eine Entscheidung getroffen werden soll. Dafür definierst du sowohl die Entscheidungsfrage als auch das Ziel, das du erreichen möchtest, und legst die zur Verfügung stehenden Handlungsoptionen fest, die du so deutlich wie möglich formulierst. 

Tipp:

Nutze nicht zu viele unterschiedliche Handlungsoptionen, da die Methode sonst sehr aufwändig und unübersichtlich wird. Ideal sind 2-7.

Bewertungskriterien definieren

Anschließend definierst Du die Kriterien, anhand derer im Laufe der Analyse die Entscheidungen getroffen werden sollen. Das können beispielsweise Anforderungen an ein Produkt oder ein Unternehmensziel sein. Die Handlungsalternativen werden diesen Kriterien zugeordnet. Anschließend ermittelst du, inwiefern sie die einzelnen Kriterien erfüllen. 

Beispiele für Bewertungskriterien sind – je nach Ausgangslage:

  • Preis
  • Qualität
  • Dauer der Umsetzung
  • Akzeptanz

Gewichtung der Bewertungskriterien und Handlungsoptionen

Die Bewertungskriterien werden nun entsprechend ihrer Wichtigkeit geordnet. Dafür eignet sich eine prozentuale Verteilung. Die Summe der Einzelgewichtungen muss dabei immer 100 % ergeben. Die Kriterien machst du messbar, indem du einen Bewertungsmaßstab für den Nutzwert erstellst. Beliebt ist dabei ein Punktesystem mit einer Skala von eins (Kriterium wird von der Handlungsoption überhaupt nicht erfüllt) bis fünf (Kriterium wird von der Handlungsoption voll und ganz erfüllt). 

Summieren und Auswerten der Nutzwertanalyse

Durch Aufsummierung der Einzelgewichtungen kannst du schließlich den Nutzen der Bewertungskriterien gemäß der Zielsetzung analysieren. Jede Alternative hat nun eine bestimmte Punktzahl – diejenige mit der höchsten Punktzahl entspricht deinen definierten Kriterien am meisten und hat somit den höchsten Gesamtnutzwert. 

Unser Beispiel für die Nutzwertanalyse im Detail

In diesem Beispiel suchst Du nach der passenden Maßnahme, neue Kunden zu gewinnen und bestehende vom erneuten Einkauf bei dir zu überzeugen. Nach einigen Überlegungen kommen dir eine Kundenkarte, eine Rabatt-Aktion und die klassische Zeitungsanzeige in den Sinn. Wichtige Kriterien für deine Aktion sind die Kosten, die Zeit bis zur Umsetzung, der Streu-Effekt sowie der Aufwand, denen du anschließend eine prozentuale Gewichtung zuordnest. 

KriteriumGewichtung
Kosten50 %
Zeit bis zur Umsetzung15 %
Streu-Effekt20 %
Aufwand15 %

Du entscheidest dich für eine Skala von eins bis fünf und ordnest deine Optionen dort deinen definierten Kriterien zu. Dabei beziehst du den Gewichtungsfaktor mit ein und kommst zu einem ziemlich eindeutigen Ergebnis: 

Option 1: KundenkarteOption 2: Rabatt-AktionOption 3: Zeitungsanzeige
KriteriumGewicht-ungs-faktorBewert-ungBewertung gewichtetBewert-ungBewertung gewichtetBewert-ung Bewertung gewichtet
Zeit bis zur Umsetzung0,15 / 15 %20,350,7520,3
Streu-Effekt0,2 / 20 %10,230,630,6
Aufwand0,15 / 15 %20,320,320,3
Kosten0,5 / 50 %10,531,531,5
61,3133,15102,7

Zur Analyse betrachtest du die gewichtete Bewertung und kommst zu dem ziemlich eindeutigen Ergebnis, dass eine Rabatt-Aktion für dich den höchsten Gesamtnutzen mit sich bringt. Auch wenn in diesem Beispiel die Summe der Bewertung zum gleichen Ergebnis kommt wie die Summe der gewichteten Bewertung muss das nicht zwangsläufig so sein. 

Die Vor- und Nachteile der Nutzwertanalyse

Wie du bereits erfahren hast, kann dir eine Nutzwertanalyse dabei helfen, die passende Entscheidung aus mehreren Handlungsalternativen zu finden. Sie bietet dir zahlreiche Vor- aber auch einige Nachteile, über die du vor der Anwendung Bescheid wissen solltest.

Vorteile der Nutzwertanalyse:

  • Transparente Entscheidungsfindung möglich
  • Flexibles System
  • Nutzwert anpassbar an spezielle Anforderungen
  • Entscheidungsfindung liegt schriftlich vor und ist auch später noch nachvollziehbar
  • Ideale Diskussionsgrundlage
  • Qualitative und quantitative Beurteilung der Bewertungskriterien

Nachteile der Nutzwertanalyse:

  • Subjektive Bewertung
  • Festlegung der Gewichtungen und Vergabe der Punkte nicht exakt messbar
  • Je mehr Handlungsalternativen und Kriterien, desto zeitaufwändiger
  • Handlungsoptionen können unvollständig sein
  • Alternativen lassen sich nicht immer vergleichen

So nutzt du die Ergebnisse der Nutzwertanalyse

Die Nutzwertanalyse liefert dir Ergebnisse, auf deren Grundlage du Handlungen besser abschätzen kannst. Den Ergebnissen solltest du jedoch nicht blind vertrauen, sondern sie kritisch hinterfragen. Höre auch auf deine eigene Erfahrung und Intuition und versuche herauszufinden, wieso das Ergebnis möglicherweise von deinem Bauchgefühl abweicht. Vielleicht hast du die Kriterien falsch gewichtet oder nicht alle Faktoren einer einzelnen Alternative berücksichtigt. Im beruflichen Kontext solltest du dich außerdem fragen, ob sich die Nutzwertanalyse mit den Erfahrungen des Unternehmens deckt. 

Tipp:

Nimm dir besonders viel Zeit bei der Festlegung der Gewichtung und richte sie auf die Ziele deines Projektes oder Unternehmens aus. Nur so erhältst du auch zufriedenstellende Ergebnisse. 

Jetzt mehr über die Teil- und Gesamtnutzwerte erfahren!

Gerade zu Beginn deiner Gründerkarriere wirst du immer wieder vor Entscheidungen gestellt werden, die gar nicht so einfach zu fällen sind. Wo die klassische Pro- und Kontraliste versagt, hilft die Nutzwertanalyse weiter. Denke aber immer daran, dass die Ergebnisse nicht in Stein gemeißelt sind. Sie können dir auch dabei helfen, weitere Schritte zu veranlassen und bilden eine ideale Diskussionsgrundlage. So hast du es leicht, jede neue Planung im Unternehmen voranzubringen.

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