Die BWA – so funktioniert die betriebswirtschaftliche Auswertung!

September 6, 2022
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Inhaltsverzeichnis

BWA steht als Abkürzung für betriebswirtschaftliche Auswertung. Dabei handelt es sich um Berichte, mit deren Hilfe du die Kosten- und Ertragslage deines Unternehmens darstellen kannst. Aber was soll dir eine BWA überhaupt bringen? Ist es Pflicht, eine BWA zu erstellen? Welche Kennzahlen zeigt sie dir auf und was besagen diese? Wir erklären dir hier alles Wissenswerte rund um das Thema betriebswirtschaftliche Auswertung und verraten dir, wann ein Steuerberater für dich sinnvoll ist.

Die wichtigsten Fakten zur BWA in der Zusammenfassung

  • wurde von DATEV entwickelt
  • es handelt sich um Berichte zur Kosten- und Ertragslage und somit zur betriebswirtschaftlichen Situation deines Unternehmens
  • wichtiges Instrument zur Steuerung deines Unternehmens
  • aus den Finanzbuchhaltungsdaten deiner GuV
  • sowohl bei einer Einnahmen-Überschuss-Rechnung als auch bei doppelter Buchführung möglich
  • durch eine monatliche Erstellung sind die Kennzahlen sehr aktuell und zeigen frühzeitig eventuelle Schwachstellen deines Unternehmens auf
  • je nach Unternehmensbranche und verwendetem Kostenverfahren (Gesamtkostenverfahren oder Umsatzkostenverfahren) gibt es unterschiedliche Formen der BWAs
  • keine gesetzliche Verpflichtung zur Erstellung einer BWA

Was genau ist eine BWA und in welchen Fällen ist sie nötig?

Die betriebswirtschaftliche Auswertung ist ein wichtiges Instrument zur Steuerung deines Unternehmens. Die Daten hierfür kommen aus deiner Gewinn- und Verlustrechnung. Mithilfe verschiedener Kennzahlen kannst du die wirtschaftliche Gesamtlage sowie die Entwicklung deines Unternehmens kontinuierlich überprüfen. Somit kannst du wichtige strategische und unternehmerische Entscheidungen genauer treffen. Wenn du deine BWA monatlich erstellst, hat das den Vorteil, dass deine Kennzahlen immer aktuell sind.

Im Gegensatz zur Bilanz hast du keine gesetzliche Verpflichtung, eine BWA zu erstellen. Allerdings ist sie sehr wichtig, wenn du beispielsweise einen Kredit aufzunehmen möchtest. Die meisten Banken wollen mehrere aktuelle BWAs einsehen, um dein Unternehmen einschätzen zu können. Bei größeren Aufträgen fordern sogar manche Geschäftspartner BWAs von dir, bevor sie sich auf eine Zusammenarbeit einlassen. Daher lohnt sich eine ganzheitliche BWA als Auswertung fast immer.

In diesen Fällen entlastet die BWA dein Unternehmen

Wenn dein Unternehmen gute Kennzahlen in der BWA ausweist, kannst du davon ausgehen, dass deine betriebswirtschaftliche Lage positiv ist. Mit so einer Ausgangsposition erhältst du schneller notwendig werdendes BWA für dein Unternehmen zur Verfügung gestellt, da du ein gutes Rating bekommst. Außerdem kannst du mit ihrer Hilfe deine Einkommensteuer-Vorauszahlung planen und kontrollieren und dadurch unnötige Zahlungen vermeiden.

Die wichtigsten Kennzahlen der BWA im Überblick

In deiner BWA kannst du viele unterschiedliche Kennzahlen berechnen. Wie bereits erwähnt, gibt es je nach Unternehmensbereich und Kostenverfahren unterschiedliche Formen der BWA. Die am häufigsten verwendete Form ist die BWA01 (Datev-Standard-BWA). Du musst allerdings nicht alle Kennzahlen für dein Unternehmen berechnen. Wir stellen dir die wichtigsten kurz vor:

Eigenkapitalquote

Die Eigenkapitalquote gibt das Verhältnis deines Eigenkapitals zum Gesamtkapital deines Unternehmens wieder.
Berechnung: (Eigenkapital: Bilanzsummer) x 100
→ Das Ergebnis sollte größer als 30 % sein, liegst du unter 10 % droht dir die Insolvenz.

Umsatzrentabilität

Die Umsatzrentabilität stellt das prozentuale Verhältnis zwischen deinem erzielten Gewinn (Jahresüberschuss) und deinem Umsatz dar.
Berechnung: (Gewinn: Umsatz) x 100
→ Das Ergebnis sollte bei 5 % liegen, damit dein Unternehmen solide ist. Vergleiche hier allerdings die Werte deiner Branche, da diese stark abweichen können.

Gesamtkapitalrentabilität oder Return of Investment (ROI)

Diese Kennzahl gibt dir Auskunft über die Rendite deines Unternehmens.
Berechnung: ((Gewinn + Fremdkapitalzinsen) : Bilanzsumme) x 100
→ Diese Kennzahl sollte immer über dem aktuellen Kapitalmarktzins liegen.

Cashflow-Rate

Die Cashflow-Rate zeigt dir an, welcher Anteil deines Umsatzes in deinem Unternehmen verbleibt und dir für Investitionen, Kapitaltilgung oder Gewinnausschüttung zur Verfügung steht.
Berechnung: (Cashflow: Betriebsleistung) x 100
→ Auch diese Kennzahl sollte immer über dem aktuellen Kapitalmarktzins liegen. Sinkt der Wert unter 2 % besteht akute Gefahr für dein Unternehmen.

Kapitalrückfluss

Der Kapitalrückfluss zeigt dir ebenfalls deine finanzielle Leistungsfähigkeit an.
Berechnung: (Cashflow: Bilanzsumme) x 100
→ Wenn der Wert unter 4% sinkt, droht deinem Unternehmen die Insolvenz!

Entschuldungsdauer in Jahren

Die Entschuldungsdauer gibt an, wie viele Jahre dein Unternehmen benötigt, um dein Fremdkapital an externe Gläubiger durch den Cashflow zurückzuzahlen (falls du diesen ausschließlich dafür verwenden würdest).
Berechnung: (Nettoverschuldung *: Cashflow) x 100
*Nettoverschuldung = Fremdkapital: flüssige Mittel
→ Die Entschuldungsdauer sollte nicht über 6,24 Jahren liegen!

Working Capital

Hierbei handelt es sich um eine Bilanzkennzahl, die Auskunft über die Finanzkraft deines Unternehmens gibt.
Berechnung: (Umlaufvermögen: kurzfristiges Fremdkapital) x 100
→ Gute Werte liegen über 200 %, liegt der Wert unter 100 % droht Insolvenzgefahr

Tipp:

Wenn du mit deinen Auftraggebern monatliche Abschläge oder Teilzahlungen vereinbarst, hast du regelmäßige Umsatzerlöse, welche einen positiven Einfluss auf deine Kennzahlen ausüben. Außerdem sind deine Kennzahlen so auch konstanter und verlässlicher.

Diese Bestandteile gehören zur BWA im Unternehmen

Es gibt keine festen Regeln, nach denen du deine betriebswirtschaftlichen Auswertungen erstellen musst. Was genau in deine BWA gehört, hängt vielmehr davon ab, welche Form der Auswertung du wählst, in welche Branche dein Unternehmen einzuordnen ist und weshalb du sie erstellen willst.

Es gibt allerdings drei Bestandteile, die in jeder Auswertung vorhanden sein sollten. Die folgenden Komponenten spielen dabei eine wichtige Rolle, um die BWA als Betriebsergebnis zu erstellen:

Kurzfristige Erfolgsrechnung

Die kurzfristige Erfolgsrechnung ist sehr einfach zu lesen und zu verstehen. Dadurch ist sie die am häufigsten angewendete Form in der Buchhaltung.  Der große Vorteil der kurzfristigen Erfolgsrechnung liegt in der Ermittlung des wirtschaftlichen Erfolgs deines Unternehmens. Die dabei ermittelten Kennzahlen geben dir einen guten Überblick über deinen Ertrag im jeweiligen Zeitraum. Sie gibt Aufschluss über deine Kosten, deine Erlöse und deinen Gewinn und stellt diese deinen Gesamtkosten und Umsätzen gegenüber.

Statistische Liquidität

Die statistische Liquidität wird auch bilanzielle Liquidität genannt. Bei dieser Art der Auswertung ist der jeweilige Zeitpunkt relevant. Hierbei wird die Zahlungsfähigkeit, also die Liquidität, deines Unternehmens durch die Gegenüberstellung von Teilen deines Umlaufvermögens und deines kurzfristigen Fremdkapitals zu einem bestimmten Zeitpunkt gemessen. Es gibt drei Liquiditätsgrade, welche dir unterschiedliche Deckungsgrade in deiner Bilanz aufzeigen.

Bewegungsbilanz

Eine Bewegungsbilanz zeigt dir die Veränderungen von Bestandskonten zwischen zwei Bilanzstichtagen. Somit kannst du genau erkennen, aus welchen Quellen dir deine Mittel zugeflossen sind und wofür du diese verwendet hast. Dabei sprechen wir in der Buchhaltung von Mittelherkunft und Mittelverwendung, also deinem Vermögen und deinem Kapital. Bei diesem Bestandteil der BWA erfolgt die Auswertung von Gewinn und Aufwendungen.

Weitere Tipps für eine vollständige BWA im Unternehmen

Beachte bitte unbedingt, dass nur bereits gebuchte Vorgänge in die BWA aufgenommen werden können. Du solltest also immer dafür sorgen, dass alle Geschäftsvorfälle zeitnah in deine Buchhaltung aufgenommen werden. Außerdem helfen monatliche Abgrenzungen, beispielsweise von Rechnungsabgrenzungsposten, Abschreibungen oder aktivierten Eigenleistungen, deine Daten sehr genau widerzuspiegeln. Buchungen im Zusammenhang mit deinem Jahresabschluss, zum Beispiel Rückstellungen, kommen in den monatlichen Berichten nicht vor.

Lässt sich die BWA auch eigenständig erstellen?

Jeder Unternehmer, der eine GoBD-konforme Buchhaltung führt, kann eine BWA erstellen. Hierbei ist es egal, ob du eine Einnahmen-Überschuss-Rechnung oder die Doppik verwendest. Zu Erstellung der Auswertungen kannst du unterschiedliche Hilfsmittel nehmen. Du kannst sie entweder in Excel erstellen oder nimmst dir eine Vorlage aus dem Internet. Viele der professionellen Buchhaltungssoftwares haben auch bereits implementierte Tools, mit denen du die Kennzahlen berechnen und die Auswertungen ausgeben kannst.

So lassen sich die monatlichen BWA Analysen auswerten

Damit dir deine BWA auch etwas bringt und du die Entwicklung deines Unternehmens verstehen kannst, musst du die Auswertungen natürlich auch verstehen. Wir empfehlen dir daher, eine monatliche Bewegungs-BWA zu erstellen. Das ist eine kurzfristige Erfolgsrechnung. Sie wird sowohl für die Mittelverwendung als auch für die Mittelherkunft erzeugt, womit du die Bewegungen deiner Aktiva und Passiva anschaulich aufgezeigt bekommst und gute Vergleiche zu vorherigen Zeiträumen ziehen kannst.

Die Vorteile der professionellen BWA vom Experten

Der klare Vorteil, wenn du deine BWA von Experten, z. B. vom Steuerbüro, erstellen lässt, liegt darin, dass diese auch steuerliche Aspekte in den Auswertungen mit berücksichtigen. Da sie alle notwendigen Regelungen und Vorschriften kennen, können sie die daraus resultierenden Vorteile für dich nutzen. Somit hast du gleichzeitig einen fachmännischen Blick und eine rationale Analyse der betriebswirtschaftlichen und steuerlichen Situation deines Unternehmens von außen. In der Regel wird dir auch gleich mit aufgezeigt und erklärt, ob deine Kennziffern positiv oder negativ sind.

Erfahre jetzt mehr zum perfekten Ablauf deiner BWA

Mithilfe einer betriebswirtschaftlichen Auswertung stellst du die Kosten- und Ertragslage deines Unternehmens dar. Sie liefert dir viele wichtige Kennzahlen für deine unternehmerische Tätigkeit. Damit du diese gut miteinander vergleichen kannst, solltest du die BWA monatlich erstellen. Je nach der Branche deines Unternehmens gibt es unterschiedliche Formen der Auswertung. Ihre Erstellung ist nicht vorgeschrieben, allerdings oft gefordert, wenn du fremdes Kapital aufnehmen möchtest. Mit einem erfahrenen Steuerberater bist du vor allem bei größeren BWAs meist auf der sicheren Seite.

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